Oberharzer Wasserregal
Das Oberharzer Wasserregal – ein wichtiger Teil der Harzer Bergbaugeschichte
Der Bergbau hat im Harz eine sehr lange Tradition, archäologische Funde belegen einen Erzabbau in Schürfgruben bei Goslar bereits in der Römerzeit. In dem Erzbergwerk auf dem Rammelsberg fand über 1.000 Jahre lang durchgehend eine Förderung der Bodenschätze bis zur Stilllegung im Jahr 1988 statt, erstmals wurde dieser Abbau im Jahr 979 urkundlich erwähnt. Zahlreiche Besucherbergwerke und das Oberharzer Wasserregal beweisen die rege Bergbautätigkeit im Harz; die Bergleute und Forscher suchten besonders nach Silber, Kupfer, Blei und Eisen, ab dem 19. Jahrhundert war auch Zink ein begehrter Rohstoff. Die reichen Silbererzvorkommen waren für die damaligen Herrscherhäuser sehr lukrativ, weshalb der Bergbau schon im frühen Mittelalter stark gefördert wurde. Durch die vielfältigen Anforderungen untertage entstanden ebenfalls neue Entwicklungen wie das Drahtseil, das der Clausthaler Oberbergrat Julius Albert 1834 erfand. Wesentlich älter ist das Oberharzer Wasserregal, das weltweit das größte montanhistorische Bewässerungssystem darstellt und seit dem 31. Juli 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Teiche, Gräben, Wasserläufe und Stollen – das Oberharzer Wasserregal
Die Bezeichnung des Wassersystems als Oberharzer Wasserregal stammt bereits aus dem Mittelalter, denn ein Regal bedeutete damals ein königliches Hoheitsrecht. Mit dem Bergregal vergab der Herrscher das Recht zum Bergbau und das Oberharzer Wasserregal erlaubte die Nutzung der vorhandenen Wasserkräfte in den Bergwerken; das Oberharzer Wasserregal war in Niedersachsen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als Bestandteil der Bergfreiheit ein gültiges Recht. Die ersten Anlagen für das Oberharzer Wasserregal entwickelten Mönche aus dem Zisterzienserkloster Walkenried, die am Beginn des 13. Jahrhunderts Teile des Oberharzer Bergbaugebietes erhielten und bis zum 16. Jahrhundert die wichtigsten Bergherren im Harz waren. Durch die nahezu senkrecht stehenden Erzschichten wurden besonders die Schächte mit reichen Erzvorkommen immer tiefer, wobei eindringendes Wasser den Abbau sehr erschwerte. Das Oberharzer Wasserregal war deshalb für den Antrieb der Kolbenpumpen zur Entwässerung sowie zur Energiegewinnung dringend notwendig, der Ausbau des Systems erfolgte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert vorwiegend durch Bergleute und Ingenieure. Da jedoch aufgrund von Wassermangel häufig keine Erzförderung möglich war, erweiterten die Grubenbetreiber das Oberharzer Wasserregal durch zusätzliche Stauteiche und unterirdische Stollen sowie mit der Abdeckung von Gräben und Wasserläufen, um auch im Winter eine kontinuierliche Wasserzufuhr für die Anlagen zu ermöglichen. Als weitere Entwicklung wurden Wasserlösungsstollen angelegt, durch die das anfallende Grubenwasser über Stollen und Mundlöcher in das Tal abfließen konnte. Das größte dieser Bauwerke ist mit einer Länge von 26 km der Ernst-August-Stollen, der 1864 fertiggestellt wurde; mit den Seitenstollen erreichte die Anlage eine Gesamtlänge von rund 40 km und entwässerte die wichtigsten Gebiete der Harzer Bergwerke. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden für das Oberharzer Wasserregal 143 Stauteiche, 500 km Gräben und 30 km Wasserläufe, die jedoch niemals gleichzeitig sondern nur nach Bedarf genutzt wurden. Die Harzwasserwerke unterhalten heute noch 65 Stauteiche, 70 km Gräben und 21 km Wasserläufe, um das landschaftsprägende Oberharzer Wasserregal zu bewahren.
Das Oberharzer Wasserregal – Urlaub im Welterbe
Insgesamt 22 Wasserwanderwege führen durch die Region des Oberharzer Wasserregals; die meist als Rundwanderwege angelegten Routen sind zwischen 0,5 und 12 km lang, als Beschilderung wurde ein typisches Wasserrad aus dem Mittelalter gewählt. Die Wanderwege verlaufen entlang der Teichketten und Wassergräben zu Stollenmundlöchern und alten Radstuben; das Wegenetz mit 100 Infotafeln umfasst rund 113 km, man kann am Oberharzer Wasserregal neben dem Wandern aber auch viel Ruhe genießen – beim Angeln an den zahlreichen Teichen.